Räumliches Leitbild in der Warteschleife

Der Antrag für das räumliche Leitbild scheiterte an der Zweidrittel-Hürde. Selbst Gemeinderäte der Liste Schladming Neu stimmten dagegen.

Viel Zündstoff versprach die letzte Schladminger Gemeinderatssitzung. Als vierter Tagesordnungspunkt stand das räumliche Leitbild auf der Agenda. Zuvor sorgte Gemeinderat Boris Milusic für eine Überraschung.

Gleich zu Beginn der Sitzung ließ Gemeinderat Boris Milusic (ÖVP) aufhorchen, als er seinen Rücktritt als Gemeinderat bekannt gab. Harte Bandagen servierte er in Richtung Bürgermeister: „Hermann, du bist der Hauptgrund, warum ich zurücktrete.“ Das Fass zum überlaufen brachte der Gastkommentar im „Ennstaler“, wo er „alle Gemeinderäte angeschwärzt“ habe. Milusic habe ihm viel zu oft Glauben geschenkt, was „schamlos ausgenutzt“ wurde. Dabei unterstellte er auch, dass Trinker nicht im eigenen Ermessen handle, sondern dass ihm „Mentoren“ und „Dämonen ständig eintrichtern“ was er zu tun habe. Zudem warf er dem Bürgermeister Fremdenfeindlichkeit vor: „Corona alleine hat schon eine Spaltung der Gesellschaft herbeigerufen. Du schaffst es sogar diese Spaltung nochmals zu spalten.“ Die Aussagen hinsichtlich Dämonen und Fremdenhass wies Bürgermeister Trinker auf das Schärfste zurück: „Ich bin weit weg davon auf sogenannte Dämonen oder Einsager zu hören.“

Harmonische Entwicklung

Nicht zum ersten Mal stand das räumliche Leitbild im Fokus. Der ursprüngliche Beschluss wurde noch unter Bürgermeisterin Elisabeth Krammel gefasst. Der Entwurf für die Ergänzung des Örtlichen Entwicklungskonzepts mit dem räumlichen Leitbild liegt nun vor. „Damit soll ein planvoller Einfluss auf die Baugestaltung möglich sein“, wie Hermann Trinker erklärte, „Die Rahmenbedingungen werden vom Gemeinderat festgelegt. Somit hat der Gemeinderat mehr Steuerungsmöglichkeiten.“ Das räumliche Leitbild gebe einen klaren Rahmen vor hinsichtlich der Möglichkeiten im Ortsgebiet und sei somit kein „drosseln des Baugeschehens, sondern ein wichtiger Beitrag für eine harmonische Entwicklung im Ortsgebiet“.

Nicht genug diskutiert

Die ÖVP kann sich mit dem räumlichen Leitbild „noch nicht anfreunden“, wie es Gemeinderat Herbert Steiner formulierte. Es sei „zuviel Bevormundung eines Bürgers wie er zu bauen hat.“ Für die ÖVP Gemeinderäte sowie für Rainer Kroismayr (FPÖ) wurde noch zu wenig über das Leitbild diskutiert. Das stieß beim Bürgermeister auf Unverständnis: „Es hat genug Termine gegeben wo man die Möglichkeit hatte sich das genau anzuschauen und im Detail zu hinterfragen“, so Trinker, der in weiterer Folge auf die zentrale Funktion des Leitbildes hinwies, „Es geht auch darum für bestimmte Projekte, wo zu erkennen ist dass da Zweitwohnsitze entstehen, dass man dann im Bebauungsplan schärfere Kriterien für die Nutzung (…) anlegt.“

Eine Lanze
für Zweitwohnsitze

Boris Milusic brach in einem Statement eine Lanze für Zweitwohnungsbesitzer. Er selbst habe, wie einige andere Schladminger, Immobilien im Ausland. Da dürfe man nicht mit zweierlei Maß messen. „Wir wollen das Baugeschehen besser steuern. Nur darum gehts“, entgegnete der Bürgermeister. Mit 13 Stimmen schaffte der Antrag nicht die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit. Hermann Trinker appellierte an die Gemeinderäte sich inhaltlich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

back-to-top