Leitspital nach Wahl endgültig auf Schiene

Das Ärztezentrum Schladming soll im Erlebnisbad integriert werden. Fünf Kassenärzte laufen dagegen Sturm. Foto: Martin Huber

Seit Montag verhandeln die ÖVP und die SPÖ über eine Neuauflage der Koalition in der Steiermark. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Gesundheitsreform und damit das geplante Leitspital im Bezirk Liezen. Auch wenn noch einige Punkte offen sind, wie zum Beispiel der endgültige Standort in der Gemeinde Stainach-Pürgg, gibt es am neuen Krankenhaus wohl nichts mehr zu rütteln.
Nach dem klaren Ergebnis bei der Volksbefragung im April, bei der sich 17.512 (67,27 Prozent) Menschen gegen das Leitspital ausgesprochen haben, gelang es der FPÖ, der KPÖ und den Grünen über Monate das Thema am „Köcheln“ zu halten. Als dann auch noch SPÖ-Spitzenkandidat Michael Schickhofer die ursprüngliche Parteilinie verließ und eine Kehrtwende vollzog, gab es nicht wenige, die daran glaubten, dass sich das Streitthema auch auf das Ergebnis bei der Landtagswahl niederschlagen könnte. Die Ernüchterung folgte bekanntlich noch am Wahlabend. Die bekennenden Gegner KPÖ und Grüne verzeichneten im Bezirk zwar leichte Zugewinne, die möglicherweise auf ihre Haltung zum Leitspital zurückzuführen waren, doch die „Partner“ FPÖ und SPÖ mussten mehr als nur empfindliche Verluste hinnehmen. Sieht man sich die Ergebnisse im Detail an, kommt man unweigerlich zum Schluss, dass das Thema im Wählerverhalten nur eine marginale Rolle gespielt hat.
Das dürfte auch Michael Schickhofer erkannt haben, als er am Tag nach der Wahl seinen Sessel räumte und damit wohl den Weg für neuerliche Koalitionsverhandlungen zwischen der ÖVP, die nach 15 Jahren wieder zur klaren Nummer eins im Land wurde, und Langzeitpartner SPÖ frei machte. Insider rechnen damit, dass die neue Landesregierung noch vor Weihnachten steht – mit leichten Veränderungen der Kräfteverhältnisse. Die ÖVP wird wohl künftig fünf Regierungssitze haben und die SPÖ nur mehr drei. Kommt es zu diesem Pakt, steht wohl auch außer Frage, dass die Gesundheitsreform, wie schon 2017 einstimmig beschlossen, umgesetzt und damit das Leitspital in Stainach-Pürgg gebaut wird. Dies auch deshalb, weil SPÖ-Chefverhandler Anton Lang, bisher Finanz- und Verkehrs-Landesrat, ein bekennender Befürworter des Projekts ist. Offen ist dem Vernehmen nach jedoch der Standort, da es noch keine Ergebnisse der Probebohrungen vom erstgereihten Grundstück südlich des Bahnhofes Stainach gibt.
Ärztezentren
Zweiter und ebenso wichtiger Bestandteil der Gesundheitsreform sind die Ärztezentren, von denen fünf im gesamten Bezirk Liezen entstehen sollen. Spruchreif sind davon bisher drei, wobei eines nach diversen Rückschlägen konkrete Formen annimmt, wie der dafür zuständige Geschäftsführer des Gesundheitsfonds Steiermark, Bernd Leinich, gegenüber dem „Ennstaler“ bestätigte: „In Admont sind wir guter Dinge, dass wir zu Ostern 2020 eröffnen können“, so Leinich, der aber auch hier einige Hürden zu bewältigen hatte. „Zuerst haben sich drei Ärzte gemeldet, die jedoch unsere Vorgaben nicht erfüllen konnten oder wollten.“ Gerüchte, wonach man in der Folge Kontakt mit der Vinzenz-Gruppe in Wien aufgenommen hätte, um eine Lösung zu finden, stellte Leinich nicht in Abrede: „Ja, wir haben auch eine Ambulatoriumslösung in Betracht gezogen und Gespräche mit der Diakonie und der Vinzenz-Gruppe geführt. Doch es gab unsererseits keinen Auftrag, weder für Krankenhausbeteiligungs- und Management GmbH in Wien (Vinzenz-Gruppe, Anm.) noch für das Evangelische Diakoniewerk Gallneukirchen.“ Laut Leinich haben sich zwischenzeitlich zwei Kassenärzte für Admont gemeldet, seit dieser Woche läuft zudem eine Sonderausschreibung über die steirische Ärztekammer.
Guter Dinge ist der Gesundheitsfonds-Geschäftsführer auch in Liezen, wo das bisher schon bestehende Ärztezentrum im ehemaligen Pyhrnpark adaptiert und erweitert werden soll. „Läuft alles nach Plan, können wir hier im Herbst 2020 den Betrieb aufnehmen.“
Kaum Fortschritte gibt es hingegen in Schladming, wo auf dem Dach des Fitnessstudios im Erlebnisbad ein Ärztezentrum eröffnet werden soll. Das Pikante daran: Dies sei der Wunsch der Stadtgemeinde Schladming, wie Bernd Leinich gegenüber dem „Ennstaler“ versicherte. Dass dafür Steuergeld in beträchtlicher Höhe geflossen seien oder noch fließen werden, wies Leinich zurück: „Das ist Sache der Stadtgemeinde – wenn sie hier investiert, können wir es nicht verhindern.“ Detail am Rande: Geschäftsführer der Bäder-Betriebs-Gesellschaft m.b.H. der Stadt Schladming ist Altbürgermeister Jürgen Winter. Sturm gegen das Projekt laufen die fünf Kassenärzte der Region Schlad­ming, Haus und Ramsau: Dr. Klaus Karrer, Dr. Oliver Lammel, Dr. Michaela Sulzbacher, Dr. Maria-Anna Thier und Dr. Thomas Zorn. Auf die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, das Ärztezentrum in der Klinik Schlad­ming, in dem ja im Zuge der Reform die Unfallchirurgie bestehen bleibt, unterzubringen, meinte Leinich: „Altbgm. Winter und die Stadtgemeinde haben sich dagegen ausgesprochen. Und solange sich die Ärzteschaft nicht einig ist, wird es ohnehin kein Ärztezentrum geben.“

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