Kein Futter vom Flugfeld?

Vogelschlag sei ein Sicherheitsrisiko, heißt es vonseiten des Bundesheeres, weswegen man sich eine höhere Mähfrequenz wünscht. Derzeit gibt es noch keine Vereinbarungen, über 70 Bauern hängen in der Luft. Foto: Tritscher

Die landwirtschaftliche Nutzung der Flugsicherheitszone in Aigen hängt in der    Luft. Über 70 Bauern bangen um die Bewirtschaftung von 85 Hektar Grünland in Gunstlage. Gespräche mit dem   Verteidigungsministerium laufen.

Groß war die Freude als Verteidigungsministerin Klaudia Thanner die Unterschrift unter den Kaufvertrag für 18 neue Hubschrauber setzte. Größer war die Freude als das Ministerium für Landesverteidigung die Option für weitere 18 Hubschrauber gezogen hatte. Die Wartung aller 36 Modelle übernimmt die Kaserne Fiala-Fernbrugg, was den Fortbestand des Standorts über Jahrzehnte besiegelte. Aufgrund der erhöhten Flugfrequenz strebt man höhere Sicherheitsstandards an, welche Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen nach sich zieht. Mit gemischten Gefühlen blicken die Landwirte der Region der kommenden Erntesaison entgegen.

„Wir sind nervös geworden“

Das Flugfeld der Kaserne in Aigen erstreckt sich über 85 Hektar, welches über 70 Bauern bewirtschaften. Jedes Frühjahr wurden Nutzungsverträge zwischen dem Bundesheer und den Landwirten abgeschlossen und ein Pachtzins vereinbart. „Wir hatten heuer schon einen Termin für die Vergabe vereinbart. Als das Bundesheer diesen Termin absagte, sind wir nervös geworden“, sagt Ortsbauernobmann Wolfgang Stachl. Würde man die Flächen nicht bekommen, hätte das immense Folgen für die regionale Landwirtschaft. Die ebenen Flächen in Gunstlage sind eine wichtige Futterquelle, bei der jeder Bauer bisher ein bis zwei Hektar bewirtschaften konnte. Es kursierten bereits Gerüchte, die Wiesen würden für die Landwirtschaft wegfallen und im schlimmsten Fall das Futter nur gehäckselt und liegen gelassen werden. „Das wäre eine Katastrophe, insbesondere für Bergbauern mit viel Steilflächen“, so Stachl. Futterzukäufe wären unumgänglich gewesen.

Ein anderes militärisches Zeitalter

„Wir werden eine gemeinsame Lösung finden“, ist Bürgermeister Thomas Klingler guter Dinge und betont, „Wir arbeiten miteinander und nicht gegeneinander.“ Eine Besprechung mit einem Vertreter des Ministeriums hat es bereits letzten Dienstag gegeben. Es sei in aller Interesse, dass es für die Bauern gut ausgehe, so der Bürgermeister. Nationalratsabgeordnete Corinna Scharzenberger hat sich die Sorgen der Landwirte angehört setzt sich ebenfalls für eine gangbare Lösung ein. „Das Ministerium zeigt sich gesprächsbereit, wenngleich es ein Kompromiss werden muss. Aigen ist eines der letzten militärischen Flugfelder Österreichs, das nicht eingezäunt ist. Es geht vordergründig um die Sicherheit. Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Landwirte weiter bewirtschaften können – schließlich steht die Existenz von 75 Bauern auf dem Spiel“, so Scharzenberger. Militärisch sei man jetzt in einem anderen Zeitalter angekommen und die strengeren Sicherheitsvorkehrungen müssten auch vertraglich geregelt werden.

Problem Vogelschlag

„Wir sind um eine konsensuale Lösung bemüht“, sagt auch der Kommandant der Luftstreitkräfte, Brigadier Gerfried Promberger. „Oberstes Ziel ist allerdings ein sicherer Flugbetrieb.“ Hauptproblem seien die Bodenbrüter. Befindet sich ein Hubschrauber im Landeanflug und Vögel steigen auf, kann es zu einem Vogelschlag kommen. Je höher die Wiese, umso attraktiver die Brutplätze. Mit einer Einzäunung, welche das Luftfahrtsgesetz regelt, gibt es für die Tiere noch zusätzlichen Schutz vor natürlichen Feinden. „Nachdem sich der Flugbetrieb aufgrund der 36 Hubschrauber intensivieren wird, haben wir dringenden Bedarf die Mähfrequenz zu erhöhen“, so Gerfried Promberger.

Neue Regelung vor der Mähsaison

Gemeinsam mit der Nationalratsabgeordneten und dem Bürgermeister erarbeiteten die Ortsbauernvertreter einen Vorschlag für die zukünftige Nutzung. Der Brief, unterschrieben von NAbg. Corinna Scharzenberger, Bürgermeister Thomas Klingler und Wolfgang Stachl, ging diese Woche ans Ministerium. Nun hofft man, dass das Konzept auch so oder in einer ähnlichen Form angenommen wird. Man könne sich vorstellen die gesamte Fläche in Sektoren einzuteilen und gemeinschaftlich zu bestimmten Zeiten zu nutzen, sagt NAbg. Corinna Scharzenberger. Es soll in absehbarer Zeit einen Termin beim Verteidiungsministerium in Wien geben, bei dem sie die Bedingungen verhandelt. Spätestens vor der kommenden Mähsaison soll die neue Regelung unter Dach und Fach sein.

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