Hilfe für die Falschen

Foto: © mieterunter

Die jüngst aufgeflammte Debatte über die Erhöhung der Richtwertmieten passt zwar aktuell gut zur Gemengelage, ist aber wohl ein typisches Thema, welches man nicht regulieren sollte. Richtwertmieten gelten für Gebäude, die vor dem Krieg errichtet wurden und wo der Mietvertrag schon mindestens dreißig Jahre besteht. In aller Regel wohnen dort nicht Bedürftige, sondern ganz im Gegenteil zumeist Leute, die den günstigen Mietzins über Generationen behalten durften. Und wer eine Gründerzeitwohnung in Wien um unter sieben Euro den Quadratmeter mieten kann, ist nicht armutsgefährdet, sondern privilegiert.

Ohnehin ist das ganze System der Richtwertmieten mehr als eigenartig. So kostet der Quadratmeter in bester Ausstattung in Wien etwa 6,70 Euro, während der Preis in der Steiermark fast 9 Euro beträgt. Was das mit Gerechtigkeit oder gar einem sozialen Gedanken zu tun hat, konnte bis jetzt noch niemand schlüssig erklären. Ein Faktum ist aber, dass man eine richtwertgebundene Wohnung in Wien unmöglich kostendeckend vermieten kann, weswegen solche Wohnungen bei erster Gelegenheit verkauft werden und damit auf Dauer vom Wohnungsmarkt verschwinden.

Das Wohnen und vor allem die Betriebskosten sind einer der größten Treiber der aktuellen Teuerung. Daher sind Versuche, die Mieten zu bremsen begrüßenswert, ebenso wie die öffentliche Hand endlich ihre Gebührenexzesse beenden sollte. Damit könnte man die Teuerung spürbar einschleifen. Ein nicht mehr zeitgemäßes Mietzinsprivileg noch zu verstärken, gehört aber nicht zu diesem Thema. Das ist nur populistisch und hilft fast ausschließlich Mietern, die gar kein finanzielles Problem haben.

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