Grundlsee kämpft um Kassenstelle für Ärztin

Die idyllische 1200-Seelen-Gemeinde steht vor einem seltenen Problem: Trotz Ärztemangel möchte eine Allgemeinmedizinerin eine Praxis eröffnen, eine Kassenstelle ist dafür aber nicht vorgesehen. Foto: Leader/TV Ausseerland-Salzkammergut

Landesweit gibt es kaum Bewerber für Kassenstellen. Hausärzte werden verzweifelt gesucht. In Grundlsee steht man vor umgekehrter Sachlage. Hier will eine Ärztin als Allgemeinmedizinerin tätig sein – eine Kassenstelle bekommt sie allerdings nicht.

„Wir sind wohl der einzige steirische Luftkurort ohne Kassenstelle“, sagt Grundlsees Bürgermeister Franz Steinegger. Der Titel „Luftkurort“ wurde der 1200 Einwohner großen Ortschaft im Jahr 2017 verliehen. „Daraufhin haben wir eine Arztpraxis errichtet, wie es das Kurortgesetz vorschreibt“, so Steinegger. In dieser hat bis zu ihrer Pensionierung eine Kurärztin ordiniert, allerdings als Wahlärztin. Trotz des massiven Mangels an Landärzten habe man bereits eine Nachfolgerin gefunden, eröffnet Grundlsees Bürgermeister. Ein Problem gibt es trotzdem: „Die neue Kurärztin würde gerne als Kassenärztin und Allgemeinmedizinerin in Grundlsee tätig sein. Doch alle Kassenstellen, die dem Ausseerland zugewiesen wurden, sind belegt“, sagt Steinegger, der sich nun um eine eigene Kassenstelle für Grundlsee bemüht. Bislang ohne Erfolg. „Das Verhältnis von Kassenstellen zu Einwohnern ist anscheinend ausgewogen. Würde man zu den 1200 Einwohnern jedoch auch die 140.000 Nächtigungen, die Grundlsee jährlich verzeichnet, dazu zählen, würde es durchaus Sinn machen, eine ortsansässige Ärztin zu haben“, so Grundlsees Bürgermeister, der die Gespräche mit Gesundheitsfonds, Ärztekammer und Gesundheitskasse bereits aufgenommen hat. Sollte die Kassenstelle genehmigt werden, wäre es die erste für Grundlsee.

Franz Steinegger findet die Lage „skurril“, wie er sagt: „Auf der einen Seite gibt es einen massiven Ärztemangel, speziell auf dem Land, und auf der anderen Seite haben wir eine Medizinerin, die als klassische Landärztin tätig sein will, und dann geht es doch nicht so einfach, wie gedacht.“

Admont: Ausschreibung im September

Auch in Admont hat man in den letzten Monaten auf die Ausschreibung einer Kassenstelle gedrängt. Im März ging einer von drei in Admont tätigen Allgemeinmedizinern in Pension. „Die Nachfolge sei gesichert gewesen, sagt Bürgermeister Christian Haider, denn „wir hatten einige Bewerber an der Hand. Diese haben sich mittlerweile jedoch anderes orientiert“, so Haider. Der Grund dafür: Die Ausschreibung für die zu besetzende Kassenstelle wird erst jetzt im September, knapp ein halbes Jahr nach der Pensionierung des Arztes, durchgeführt. Unter den zuständigen Institutionen habe es bislang keine Einigung gegeben, ob sich die nachzubesetzende Kassenstelle allein auf das Primärversorgungszentrum oder auch auf eine eigenständige Praxis außerhalb des PVZ beziehen soll. Nun ist die Entscheidung gefallen: „Im September wird eine Kassenstelle für das Primärversorgungszentrum ausgeschrieben“, sagt Haider. Dort gebe es noch freie Kapazitäten, die einem neuen Arzt zur Verfügung stünden. Admonts Bürgermeister zeigt sich erleichtert, dass es nun endlich zu einer Ausschreibung kommt: „Wir brauchen die dritte Arztstelle wirklich dringend, um die medizinische Versorgung unserer Bevölkerung aufrecht erhalten zu können. Deshalb haben wir bereits mit allen Stellen Kontakt aufgenommen, damit wir nun so schnell wie möglich eine Nachfolge bekommen“, sagt Haider.

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