Grenzen der Sozialpartnerschaft

Foto: Christian Fischer

Dass die Lohnverhandlungen heuer außergewöhnlich schwierig werden, war von Anfang an klar. Die sehr hohe Inflation schafft schon eine Verhandlungsbasis, die über sechs Prozent liegt. Und nachdem die Rate weiter steigt und sich die Mitarbeiter auch eine Reallohnerhöhung erwarten, ist man in den meisten Branchen jenseits der sieben Prozent gelandet. Eine Erhöhung, die sich die Metaller wahrscheinlich eher leisten können als der Handel, wo das Geschäft mehr schlecht als recht läuft und der selbst massiv unter den Kostensteigerungen leidet. Aber in alter sozialpartnerschaftlicher Tradition hat man sich doch fast überall zu einem Kompromiss durchgerungen. Außer bei den Eisenbahnern.

In dieser Branche scheint leider jegliches Augenmaß auf Seiten der Arbeitnehmer verloren gegangen zu sein. Das Angebot der Arbeitgeber von 8,4 Prozent im Durchschnitt, für Niedrigverdiener weit über zehn Prozent, kann wohl für einen denkenden Menschen nicht zu einem 24-stündigen Streik führen. Trotzdem stand diese Woche der gesamte Schienenverkehr still.

Wenn man zusätzlich bedenkt, dass die Bahn je nach Rechenart zwischen 3 und 8 Milliarden Euro jährlich an staatlichen Zuschüssen bekommt, gewinnt die Lage zusätzlich an Brisanz. Es gibt kein Ergebnis zu verteilen, sondern nur das Geld der Steuerzahler. Sie werden diese Lohnerhöhung bezahlen und das Verständnis für das Verhalten der Gewerkschaft geht gegen null. Mit Partnerschaft hat das jedenfalls nichts zu tun, eher mit kalter Erpressung.

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