Flugrettung: Weniger Einsätze, dafür fordernder

Über 900 Mal rückten die Flugretter aus Niederöblarn im vergangenen Jahr aus. Foto: Schornsteiner

Auch in Zeiten der Corona-Pandemie waren die gelben Engel am Stützpunkt Niederöblarn das ganze Jahr uneingeschränkt im Einsatz. In Summe wurden von Christophorus 14 und Christophorus 99 im Jahr 2020 rund 923 Einsätze geflogen, davon 104 Taubergungen.
Der „Ennstaler“ traf sich mit Pilot Robert Schornsteiner, Primarius Reinhard Doppler und Flugretter Albert „Api“ Prugger zum Gespräch. Im vergangenen Jahr waren vor allem im Gesäuse mehr Einsätze im Vergleich zu den vergangenen Jahren zu verzeichnen, merkt Pilot Robert Schornsteiner an. Zu bemerken sei außerdem, dass in der bisherigen Wintersaison Langlaufen, Schneeschuhwandern und Tourengehen boomt. Die Einheimischen nutzen das gesamte Spektrum des Wintersports aus. Durch die Ortskenntnisse ist das Niveau des Wintersports dementsprechend hoch. „Wenn ich eine Woche Winterurlaub in der Region gebucht habe, möchte ich das natürlich ausnutzen und so gehen die Gäste auch bei schlechten Bedingungen dem Wintersport nach. Einheimische und Tagesgäste vertrauen hier mehr auf Wettervorhersagen“, so Schornsteiner. Den großen Unterschied zu den Jahren zuvor sieht die Crew durch die Covid-19-Pandemie in der extrem aufwendigen Versorgung der Patienten im alpinen Gelände. „Auch wenn du körperlich sehr fit bist, bemerkst du die Erschöpfung durch die hohen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen“, erklärt Api Prugger. Auch die Nachbearbeitung von Einsätzen, beispielsweise durch die ständige Desinfektion des Hubschraubers, verlangt der Mannschaft einiges ab. „Je nach Situation rüsten wir uns mit entsprechenden Schutzmaßnahmen. Im Normalfall und bei kurzen Kontakten reichen allgemeine Maßnahmen aus. Im Falle einer positiv getesteten Person gilt natürlich ein Mehr an Schutzausrüstung“, erklärt Reinhard Doppler.
Der Stützpunkt Niederöblarn gehört zu den wenigen Stützpunkten, die mehr Verletzungen als internistische Notfälle fliegen. Zurückzuführen sei dies laut Doppler auf die geringe Bevölkerungsdichte des Bezirkes sowie die ausgezeichnete Versorgung durch Notärzte und das Rote Kreuz.
Das umfassendes Hygienekon­zept der Flugrettungs-Stützpunkte musste in den vergangenen Monaten laufend evaluiert und aktualisiert werden. So wurden eigene Bereiche der Dekontamination geschaffen, vor Dienstbeginn gilt es einen Antigentest zu machen. Auch haben externe Personen derzeit keinen Zutritt, um eine mögliche Einschleppung des Virus zu verhindern. „Wir betreiben sonst aktive Öffentlichkeitsarbeit und laden Schulen ein, sich unseren Stützpunkt anzuschauen, oder veranstalten einen ,Tag der offenen Tür‘. Das mussten wir im heurigen Jahr ruhend legen. Auch Schulungen sind derzeit auf Eis gelegt“, erklärt die Crew.
Impfung als „Lichtblick am Horizont“
Als kritische Infrastruktur und Rettungsorganisation werden die Mannschaften an den Christophorus-Stützpunkten in der zweiten Welle geimpft. „Es wird der jetzige Zustand nicht aufhören, wenn wir uns nicht impfen lassen“, ist Doppler überzeugt und appelliert an die Bevölkerung sich impfen zu lassen. „Überraschend wenige Leute haben Covid als das wahrgenommen was es ist – ein tödliches Virus. Das Krankenhauspersonal erlebt diese Situation ganz anders. Wir sehen täglich Erkrankte, die oftmals mit schweren Verläufen zu kämpfen haben und über Wochen im Spital sind“, erzählt Doppler, Primar am Rottenmanner LKH, der selbst am Coronavirus erkrankte.
Ankauf modernster Hubschrauber
Mitte Dezember hat die ÖAMTC-Flugrettung einen Vertrag zum Kauf von fünf Notarzthubschraubern vom Typ Airbus Helicopters H135 unterzeichnet, welche zu jeder Tages- und Nachtzeit sowie bei jedem Wetter eingesetzt werden können. Bis Mitte 2024 sollen fünf dieser Hubschrauber ältere Modelle ersetzen. Einer davon wird im Ennstal stationiert sein. Pilot Robert Schornsteiner klärt über die neue Flotte auf: „Hierbei handelt es sich um Fluggeräte mit modernster Ausstattung des Cockpits mit der digitalen Avioniksuite Helionix. Die neuen Hubschrauber sind deutlich leistungsstärker und auch für den Instrumentenflug zugelassen.“
Der C14 ist derzeit von 9 Uhr bis 21 Uhr im Einsatz, der C 99 fliegt von 7 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit. Der neue Stützpunkt des C 17 in St. Michael ist, um einen maximale Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen, rund um die Uhr besetzt und deckt in der Nacht auch den Bezirk Liezen ab.

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