Endlich aufatmen: Nach frühlingshaften Temperaturen fiel erstmals wieder Schnee in den Höhenlagen. Wie die heimischen Skigebiete die vergangenen Wochen gemeistert haben und was die kommenden Jahre für den Wintersport bereithalten werden.
Eigentlich hatte der Start in den Winter mehr versprochen: minus 15 Grad Anfang Dezember haben die Erwartungen an die Saison nach oben geschraubt. Doch schon kurze Zeit später hatte das Wetter umgeschlagen. Aus 15 Grad minus wurden 10 Grad plus. Statt dicker Schneedecke waren in sonnigen Lagen sogar Löwenzahn und Gänseblümchen zu sehen. Und das Anfang Jänner. Für die heimischen Skigebiete war die Wetterlage in den vergangenen Wochen „insgesamt eine sehr große Herausforderung“, wie Planai-Geschäftsführer Georg Bliem sagt. Ohne den Kälteeinbruch Anfang Dezember „hätten wir schon ein Problem gehabt“, so Bliem. In diesen wenigen Tagen sei es gelungen, die Beschneiungsanlagen besonders effizient zu betreiben und ein gutes Fundament an Schnee zu produzieren. Zum Glück, denn anschließend „war ein Beschneien nur mehr stundenweise möglich.“ Trotz Beschneiung reichten die Schneevorräte für die Kaiserau in Admont nicht und so musste am 6. Jänner das Schigebiet den Betrieb einstellen. Letzte Woche waren die Pisten großteils grün/braun und nur mit einzelnen Schneefeldern bedeckt. Ob der Neuschnee für einen Betrieb ausreicht, ist derzeit noch fraglich.
Positive Bilanzen
Auch auf der Planneralm, ein Skigebiet, das Jahrzehnte lang mit Naturschnee auskam, beschneit man bereits die dritte Saison. Die Investition in eine Beschneiungsanlage sei „ein wichtiger und richtiger Schritt gewesen, wie sich jetzt zeigt“, sagt Harald Waupotitsch, Pressesprecher der Planneralm. Schließlich wäre „ohne Beschneiungsanlage das Weihnachtsgeschäft für uns ganz ausgefallen“, so Waupotitsch. Die Planneralm blickt auf eine positive Bilanz: „Wir haben ein gutes Plus zum Vorjahr“, wie der Pressesprecher mitteilt.
Auch auf der Planai zeigt man sich zufrieden. Durchschnittliche Gesamtbesucherzahl auf der Planai und der Hochwurzen pro Tag: 17.000 Gäste. Mehr als verdoppelt habe sich die Nachfrage am Dachstein. „Es lief überraschend gut am Dachstein, obwohl wir die erste Saison keinen Liftbetrieb mehr haben“, so Bliem. Aufgrund der vielen Langläufer, Tourenskigeher und Spaziergänger wurde der Gondelbetrieb sogar um eine Woche verlängert. Positiv äußert man sich auch am Rittisberg, wo im Dezember die neue Kombibahn in Betrieb ging: „Die Gäste sind von der neuen Bahn begeistert. Die Besucherzahlen haben sich gut entwickelt“, so Marketingleiter Hans-Peter Steiner. Schwieriger werde die Lage jedoch in den kommenden Wochen sein, wie Steiner prognostiziert. Denn: Sei die Schneelage über Weihnachten schlecht, würden sich die Auswirkungen erst zeitverzögert in den Jänner-Buchungen zeigen, befürchtet der Rittisberg-Marketingleiter.
Alternativer Treibstoff im Test
In der Schweiz hat der Schneemangel ein Skigebiet zu äußerst drastischen Maßnahmen greifen lassen: Die Bergbahnen Gstaad im Kanton Bern ließen in den letzten Dezember-Wochen mehrere Schneeladungen per Hubschrauber einfliegen. Eine Maßnahme, die zu verpönen sei, wie Planai-Chef Georg Bliem betont, schließlich setze man innerhalb der Planai-Gruppe schon seit längerem auf Nachhaltigkeit. Auf der Hochwurzen sind die ersten HVO-Treibstoff betriebenen Pistengeräte im Einsatz: „Wir haben gemeinsam mit einem Pistengerätehersteller eine Testphase gestartet. Die ersten Ergebnisse stimmen uns zuversichtlich“, so Bliem. Im Skigebiet Flachau setzt man auf mit Wasserstoff betriebene Pistengeräte, „da wird man sich dementsprechend austauschen, was funktioniert und was nicht“, sagt der Planai-Chef. Laut Bliem wird die Zukunft des Skifahrens eng mit technischen Innovationen verbunden sein. Auch „die Beschneiung hat sich in den letzten zehn Jahren extrem entwickelt. Wir brauchen weniger Energie und das bei einer besseren Effizienz. In Zukunft wird es sicher noch mehr Perfektionierungen geben.“
Keine Luftschlösser bauen
Für Planneralm-Pressesprecher Harald Waupotitsch ist es fraglich, ob in ferner Zukunft noch tiefe Tallagen beschneit werden können: „Ich bin niemand, der die Apokalypse herbeireden will, doch man merkt die Auswirkungen der Klimaerwärmung und man wird sie weiterhin merken.“
„Die Höhen erwärmen sich, die Schneefallgrenze zieht sich zurück“, sagt auch Hans-Peter Steiner, doch er glaube nicht an laufend grüne Winter, wenngleich sie häufiger werden könnten. Großinvestitionen, wie die Rittisbergbahn, würden sich trotzdem lohnen, „denn hier stimmt der Nutzen. Bei uns ist die neue Bahn sowohl für den Winter- als auch für den Sommerbetrieb. Das Geschäftsfeld stimmt, das passende Umfeld ist bereits da“, so Steiner. Ähnlich beurteilt Planai-Chef Georg Bliem Großinvestitionen in den Bergbahnbetrieb: „Dass man neue Gebiete erschließt, ist nicht das Thema. Wir dürfen keine Luftschlösser bauen. Wir investieren dort, wo auch ein wirtschaftlicher Output da ist“, so Bliem. Investitionen würden in Ersatzbahnen und Perfektionierungsmaßnahmen getätigt werden, wie der Planai-Chef betont. Geplante Projekte der Planai-Gruppe: Die Sanierung und der Umbau der Dachstein-Bergstation im Herbst 2023. Das neue Dachsteingebäude soll an der West- und Ostseite mit Photovoltaik-Modulen ausgestattet werden, „um komplett autark zu sein“, so Bliem. 2024 steht schon das nächste Bauprojekt am Plan: Die Rohrmooser 10er-Gondelbahn. Auch die Planai-Talstation West soll durch ein großes Sportgeschäft und neue Gastronomie erweitert werden.
Temperaturen zwangen zur Schließung
Das Skigebiet Kaiserau musste aufgrund der warmen Temperaturen am 6. Jänner wieder schließen. Doch „wir bemühen uns, an diesem Wochenende wieder in Betrieb zu gehen. Garantieren können wir es allerdings nicht“, sagt Kaiserau-Geschäftsführer Mario Brandmüller. Es habe sich bereits Ende Dezember abgezeichnet, dass diese Saison schwierig werden würde, wie Brandmüller betont. Auch der regenarme Herbst hat die Situation nicht gerade verbessert. „Wir haben einen natürlichen Wasserzulauf bei unserem Beschneiungsteich. Wenn wir ein paar Tage beschneien, ist der Teich leer“, so Brandmüller. Für die kommenden Jahre sieht Brandmüller Schwierigkeiten für alle Skigebiete unter 1200 Meter Höhenlage: „Der Boden ist nicht mehr so lange gefroren, das macht das Beschneien fast unmöglich.“ Doch auch für die großen Skigebiete dürfte es nicht leichter werden: „Es muss immer mehr Aufwand betrieben werden, um die Qualität halten zu können, die die Gäste gewöhnt sind. Es fließt immer mehr Geld in Sprit, Infrastruktur und Wartung. Von den steigenden Energiepreisen ganz zu schweigen. Die Ticketpreise kann man in diesem Ausmaß jedoch nicht anpassen“, so Brandmüller. Auch die Kaiserau sei ein defizitärer Betrieb, doch hier würden das Stift Admont und die Gemeinde Admont den nötigen finanziellen Rückenwind geben.
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