Endgültiges Aus für Alpinskilauf am Dachstein

Foto: Martin Huber

Was sich durch die Einstellung des Winterskibetriebs in der vergangen Saison schon angekündigt hatte, wurde jetzt bittere Realität: Der Dachsteingletscher ist für Alpinskifahrer Vergangenheit. Am 13. März startete der Abbau der Liftstützen. An der Erstellung eines neuen Winterkonzepts wird gearbeitet.

„Herrgott, du schenktest uns eine schöne Heimat“ waren die Eröffnungsworte des Präsidenten der Dachstein Fremdenverkehrs AG, Dr. Steininger, angesichts der Bergwelt und des strahlenden Weiß des Gletschereises. Genau diese Worte übernahm der „Enns­taler“ auf der Titelseite vom 27. Juni 1969, kurz nachdem die Seilbahn auf den Dachsteingletscher eröffnet worden war. Zeitgleich wurden auch die Schlepplifte auf dem Hallstätter und Schladminger Gletscher in Betrieb genommen. Damals konnte man nicht ahnen, dass 54 Jahre später der Alpinski-Betrieb eingestellt werden muss und die Liftanlagen abgebaut werden. Der frühere Geschäftsführer Hans Nebel erzählte dem „Enns­taler“ für einen Bericht anlässlich des 50-jährigen Bestehens folgende Episode: „Als im Jahr 1987 im Tal und auch auf den Schladminger Skibergen absolut kein Schnee war, stürmten die Skifahrer den Gletscher, Busse kamen von überall her, sogar aus Zell am See, da auch das Kitzsteinhorn hoffnungslos überfüllt war.“ Heute ist das im wahrsten Sinn des Wortes „Schnee von gestern“.

Nachdem bereits im Winter 2022/2023 der alpine Skilauf am Gletscher aufgrund der klimatischen Entwicklung ausgesetzt wurde, haben nun die Verantwortlichen das endgültige Aus des Skibetriebs am Dachsteingletscher beschlossen. Die ersten Gletscherlifte werden seit Anfang dieser Woche abgebaut. Grund dafür ist unter anderem, dass der Dachsteingletscher der östlichste und niedrigst gelegene Gletscher ist und über keine Beschneiungsanlage verfügt. Dazu gab es in den letzten beiden Wintersaisonen nur einen geringeren Schneezuwachs als er notwendig wäre. Der Hallstätter Gletscher verlor letzten Sommer sechs Prozent seines Volumens, die Eisdecke ging um mehr als sechs Meter zurück. Rekordhitze, Regen und der Saharasand taten ihr Übriges. Aus dem „Gletscher-Weiß“ wurde eine rote bis dunkelgraue Fläche, Gletscherspalten taten sich vermehrt auf, es kam zu Gletscher- und Schneerutschungen an manchen Felswänden und rund um die Talstation des Gletscherlifts entstand ein großer See.

„Natürlich ist uns die Entscheidung, den Skibetrieb am Dachsteingletscher dauerhaft einzustellen, nicht leicht gefallen. Aber in Verantwortung gegenüber der Natur und Wirtschaftlichkeit ist dies für uns der richtige Weg“, stellt Planai-Geschäftsführer Direktor Georg Bliem, der auch für die Dachsteinseilbahnen und Gletscherlifte zuständig ist, fest.

Zukünftige Ausrichtung des Dachsteins

Während viele Teile der abgebauten Lifte als Ersatzteile in anderen Skigebieten der Planaibahnen gebraucht werden können und es auch Anfragen für die Anlagen von außerhalb gibt, bleibt der Mitterberg-Sessellift bestehen. Dieser kann eine Rolle für die zukünftige Ausrichtung des Dachsteins einnehmen. Winterwandern, Schneeschuhwandern und der boomende Skitourenbereich könnten durch den Sessellift unterstützt werden. Das von internationalen Nationalmannschaften, aber auch von Hobbyläufen benutzte Loipennetz wird zusätzlich ausgebaut, die beliebte Gletscherquerung mit Alpinski nach Obertraun und die klassische Befahrung des Edelgrießes in die Ramsau wird es weiterhin geben.

Eine große Investition steht ab September 2023 mit dem Umbau der Bergstation der Seilbahn bevor. Unter dem Motto „Bergkristall“ wird diese außen und innen runderneuert und dank einer Photovoltaik-Verkleidung an der Ost- und Westseite bis zu 80 Prozent energieautark sein. „Die Arbeiten sollen bis Frühjahr 2024 abgeschlossen sein“, wie Direktor Georg Bliem betont. Und er strahlt Optimismus aus: „Die Masse kommt auf den Dachstein ohnehin des Panoramas wegen, egal zu welcher Jahreszeit.“ Womit wir wieder beim Eingangs-Ausspruch wären „Herrgott, du schenkest uns eine schöne Heimat“.

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