Der Ehrenretter Österreichs

Linus Straßer gewinnt als erster Deutscher, das Schladminger Nightrace. Mann des Rennens war aber Manuel Feller, der die Ehreder Ski-Nation Österreich rettet. Der von Corona geschwächte Tiroler donnerte vom 28. Platz mit Laufbestzeit auf das Podest.

Der dem Gelände optimal angepasste Kurs zeichnete sich durch Rhythmuswechsel, viele Haarnadeln und schwierige Torkombinationen aus. Das Rennen eröffnete der erst am Morgen aus der Quarantäne entlassene Manuel Feller. Da konnte man noch nicht ahnen, dass seine Zeit gerade einmal für den 28. Platz und damit knapp zur Qualifikation für den zweiten Lauf reichen sollte. Henrik Kristoffersen, Loic Meillard und Clement Noel unterboten der Reihe nach die Bestzeit, Marco Schwarz verlor viel Zeit, Alexis Pinturault schied aus, aber unmittelbar nach ihm kam der Schwede Kristoffer Jakobsen und seine Zeit von 51,32 Sekunden wurde von keinem der folgenden Läufer auch nur annähernd erreicht. Der Zweitplatzierte, Guiliano Razzoli, lag 0,58 Sekunden zurück, den dritten Platz teilten sich Clement Noel und der Führende im Slalomweltcup, Lucas Braathen aus Norwegen. Linus Straßer war 5. und der Sieger des Rennens im Jahr 2015, Alexander Koroshilov, lag auch noch auf Podestkurs. Für Österreich sah es düster aus: Marco Schwarz 24., Feller 28., Johannes Strolz und Fabio Gstrein stürzen bzw. fädelten ein. Obwohl der Lauf fair und ohne Fallen gesetzt war, fielen im ersten Durchgang 31 (!) Läufer aus.

 

Das Grande Finale

Diesmal musste Manuel Feller ungewohnt schon als dritter Läufer ins Rennen gehen. Mit 53,12 stellte er eine fantastische Zeit auf, die am Ende auch Laufbestzeit bedeuten sollte. Für den Tiroler begann das lange Warten auf dem Sessel des Führenden. Läufer um Läufer scheiterten an seiner Zeit, Kristoffersen kam auf 0,03 Sekunden heran, sein norwegischer Teamkollege Atle Lie McGrath war nochmals um 0,39 Sekunden schneller, aber auch seine Zeit hielt nur bis zum Deutschen Linus Straßer, der mit exakt 1:46,00 die neue Marke setzte. Vier Läufer standen noch am Start: Als Braathen und Noel auf die Plätze 12 bzw. 9 zurückfielen und Razzoli ausfiel, lag es an dem erstmals in seiner Karriere führenden Jakobsen. Und ihm spielten die Nerven einen Streich, nach wenigen Toren und seinem Ausfall stand fest, dass mit Linus Straßer erstmals in der Geschichte des Nightrace ein Deutscher ganz oben am Podest stand. Ganz Österreich freute sich mit ihm, noch mehr aber über die großartige Leistung von Manuel Feller. Sein Vorstoß vom 28. Platz auf den dritten und damit auf das Podium bedeutet Schladming-Rekord, bisher gehalten von Benni Raich, der 1999 vom 23. Platz aus zum Sieg fuhr.

 

Beste Pistenbedingungen

„Die Temperatur ist der Baumeister der Piste“ wurde der neue Rennleiter, Manfred Steiner, in der letzten Ausgabe des „Ennstalers“ in dicken Lettern zitiert. Und ORF-Experte und Kamerafahrer Thomas Sykora ergänzte diese Aussage und erklärte den nochmals gegebenen Unterschied zur Piste beim Damenrennen. War der Untergrund bei den Frauen griffig, so wurde der Schnee für das Herrenrennen nochmals mit Wasser nachbehandelt und damit richtig eisig. Auf diese Weise wurde eine Piste geschaffen, die vom ersten bis zum letzten Läufer für gleichbleibende und faire Verhältnisse sorgte. Sykora wörtliche Aussage: „Ich bin noch nie vorher auf so einer guten Piste gefahren“, sagt wohl alles über die hervorragende Arbeit der Schladminger Veranstalter. Beweis dafür ist auch die Tatsache, dass fünf der zehn Erstplatzierten des ersten Laufs Startnummern zwischen 17 und 34 gezogen hatten.

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