Ausverkauf der Heimat nun in Liezen?

Investoren haben ein exponiertes Anwesen am Salberg im Auge, wie der Obmann der örtlichen Waldgenossenschaft berichtet. Soll hier das nächste Chaletdorf entstehen? Foto: Ennstaler

Aufregung in Liezen: Ein Gebäude in exponierter Lage am Salberg soll an einen Investor gehen. Die Waldgenossenschaft hat bereits Anfragen zwecks der Zufahrt erhalten.

Nach Schladming, Haus, Gröbming und dem Ausseerland gehen nun auch in Liezen die Wogen hoch: Auch die Bezirkshauptstadt scheint nun in das Interesse von Immobilien-Investoren geraten zu sein. Im Speziellen geht es um ein Anwesen am Salberg mit Waldbesitz, Haus, Nebengebäude und grünen Wiesen, die das Anwesen umschließen. Einst war hier eine Jugendherberge untergebracht, doch „es gab Probleme mit dem Wasser“, weiß Rudolf Mayer, Obmann der Agrargemeinschaft Waldgenossenschaft Liezen, die rund hundert Mitglieder umfasst. Zwar existiere eine private Quelle, doch die sei dürftig, so der Obmann. Die Erben des Anwesens haben einen Teil des Waldbesitzes an die heimische Agrargemeinschaft verkauft. Doch „wir sind interessiert, das ganze Anwesen zu kaufen, um künftigen Problemen vorzubeugen“, so Mayer. Welche Probleme das sind, erklärt Mayer wie folgt: „Weitere Interessenten sind Investoren, die hier ein Chaletdorf errichten wollen.“ Diese hätten enorme Preise für das Anwesen geboten, die „im normalen Wirtschaftsleben“ nicht möglich seien, so Mayer. Noch sei „das Anwesen meines Wissensstandes nach nicht verkauft“, so der Obmann der Waldgenossenschaft. Als möglichen Grund dafür nennt Mayer die problematische Zufahrt. Dabei handle es sich um „einen alten Almweg, der zwar mit einem Allrad-PKW befahrbar sei, das aber schlecht“, erklärt Mayr den Zustand der Straße. Diese sei einspurig und auch keine öffentliche Zufahrt. Es existiere ein Servitutsrecht, „dieses wollen wir auch nicht streitig machen. Was Recht ist, ist Recht, doch das ist keine Zufahrt für Ferienhäuser“, unterstreicht Mayer. Nun existiere ein Schreiben eines Anwaltes, der dieses Zufahrtsrecht aus der Sicht der Investoren interpretiere, so Mayer, der betont: „Sollte da oben tatsächlich etwas errichtet werden, sind natürlich auch die Bewohner des Salbergs dem vermehrten Verkehrsaufkommen ausgesetzt.“

Dringlichkeitsantrag der ÖVP

Schon länger sei unter der Überschrift „Ausverkauf unserer Heimat“ bekannt, dass ausländischen wie inländischen Investoren durch den Bau von Hotelanlagen, Chalets, und frei finanzierten Mehrparteienwohnhäusern Tür und Tor für Zweitwohnsitze offen stehe, so ÖVP-Vizebürgermeister Egon Gojer. Er brachte in die vergangene Gemeinderatssitzung den Dringlichkeitsantrag ein: Liezen solle Vorbehaltsgemeinde werden. 17 Gemeinden im Bezirk sind diesen Schritt schon vor Liezen gegangen. Die Vorbehaltsgemeindeverordnung zielt darauf ab, dass Wohnraum und Bauland jenen vorbehalten sind, die das ganze Jahr über in der Gemeinde wohnen. So können besonders Freizeitwohnsitze verhindert werden. „Grund und Boden sind nur begrenzt verfügbar. Ein ständiges Versiegeln von unseren Böden verändert das Klima, die jungen einheimischen Bewohner können sich den stark steigenden Preis vom Baugrund einfach nicht mehr leisten“, argumentierte Gojer den Dringlichkeitsantrag der ÖVP. Über diesen abgestimmt wurde in der vergangenen Gemeinderatssitzung allerdings nicht. Die Abstimmung wurde in die Dezember-Gemeinderatssitzung vertagt. Bis dorthin sollen die Rahmenbedingungen einer Vorbehaltsgemeinde aufbereitet und die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte darüber informiert werden. „Ich hoffe aber, dass wir das schon bis zur September-Gemeinderatssitzung schaffen“, so Gojer, schließlich habe man dies bereits schon vor einem Jahr thematisiert. SPÖ-Finanzstadtrat Stefan Wasmer argumentierte: „Damals war die Situation in Liezen noch nicht so angespannt wie in den Oberlandgemeinden“, weshalb man sich darauf verständigt habe, noch keine Bestrebungen in diese Richtung zu unternehmen. Doch nun habe sich diese Entwicklung auch auf das untere Ennstal verlagert, so Wasmer: „Jedem ist die Tragweite bewusst. Die Immobilienpreise explodieren und wir alle sind gut beraten, uns mit diesem Thema auseinanderzusetzen.“ Die SPÖ wolle weder etwas verhindern oder verzögern, doch „wir sollten uns der Rahmenbedingungen einer Vorbehaltsgemeinde bewusst sein.“

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