Auftakt zur int. Kulturvernetzung

Das Benediktinerstift Admont hat eine Kulturplattform ins Leben gerufen, die eine weltweite Vernetzung von Museen und Kulturinstitutionen ermöglicht.

Das Stift Admont hat die Plattform www.cultour.digital ins Leben gerufen. Sie vereint das Angebot einzelner Kulturinstitutionen zu einem digitalen Gesamtpaket.

Die neue Plattform umfasst das digitalisierte Angebot zahlreicher Kultureinrichtungen und ermöglicht eine internationale Vermarktung. Durch das Verschwinden geographischer Grenzen sind Kulturstätten wie etwa Schloss Tratzberg in Tirol, Burg Hochosterwitz in Kärnten und Admonts weltweit größte Klosterbibliothek ab sofort nur noch wenige Klicks voneinander entfernt. Nach dem Auftakt in Europa soll die Plattform auch in Asien und den USA online gehen. Ein Widerspruch zur traditionellen Rolle der Kirche? Abt Gerhard Hafner widerspricht und geht auf eine wichtige Philosophie des Benediktinerstiftes ein: „Die Kirche hat Tradition und diese ist wichtig. Doch diese Tradition blickt auch in die Zukunft, in die wir sie hineinführen wollen.“

Eine neue digitale Plattform bündelt ein vielseitiges museales Angebot. Zum Auftakt haben sich mehrere österreichische Kulturgrößen
zusammengeschlossen. Schon bald soll die Plattform um europäische und schlussendlich auch um internationale Einrichtungen erweitert werden.

Siebzig Meter in der Länge und zwölf Meter in der Höhe misst Admonts Stiftsbibliothek. Mit dieser beachtlichen Dimension und einem nicht weniger beachtlichen Bücherbestand von 70.000 Exemplaren – im gesamten Stift Admont lagern rund 200.000 Bände – bot die weltweit größte Klosterbibliothek den idealen Rahmen für die Online-Pressekonferenz, bei der vergangene Woche die neue Plattform „cultour.digital“ präsentiert wurde. Eine Plattform, die die Antwort auf kommende Herausforderungen sei, wie Stift Admonts Wirtschaftsdirektor Franz Pichler sagt. Dass das Benediktinerstift gerade jetzt eine digitale Kulturplattform auf den Markt bringt, sei jedoch nicht aufgrund der Corona-Pandemie geschehen, betont Pichler: „Die Pandemie zeigt uns lediglich, wie wichtig ein solches Angebot ist.“ Ausschlaggebend für die Entwicklung und schließlich die Einführung einer digitalen Kulturplattform war, „für unsere Besucher einen Mehrwert zu schaffen“,  erörtert Mario Brandmüller, Leiter der Abteilungen Kultur, Tourismus und PR: „Die Vielfalt unseres Hauses ist groß und alle Inhalte unserer unterschiedlichen Museen auf einen Schlag zu vermitteln gar nicht so einfach. Mit einem digitalen Produkt ermöglichen wir unseren Besuchern, eine Vor- sowie eine Nachbereitung ihres Museumsbesuchs. Und das Ganze einfach und bequem von zu Hause aus.“ Eines soll das neue Angebot jedoch nicht: Die Besichtigung eines Museums ersetzen. Vielmehr sei die Plattform eine virtuelle Brücke zum realen Kulturerlebnis, so Brandmüller.

Digitaler Mehrwert

Durch historische Gemäuer schlendern, einzigartige Kunst- und Kulturschätze bestaunen oder an einer Liveführung teilnehmen. Damit der virtuelle Besuch zu einem außergewöhnlichen Erlebnis wird, kommt eine ausgeklügelte Software ins Spiel, die vom Schladminger Start-up-Unternehmen LightCyde entwickelt wurde: „Im konzeptionellen Fokus steht der internationale Zugang zu allen Kultureinrichtungen. Damit ermöglichen wir dem User ein modernes, erlebnisorientiertes, interaktives und zugleich intuitives Kulturerlebnis“, erklärt LightCyde-Geschäftsführer Thomas Fischbacher. Virtuelle Gäste profitieren von einer herausragenden 360-Grad-Darstellung, zahlreichen Audio- und Zusatzfunktionen und erhalten Einblicke, die der Besucher vor Ort nicht bekommt: „Man durchschreitet Geheimgänge, lässt auf der Galerie den Blick über den Prunksaal schweifen und kann in jahrhundertealten Büchern lesen“, erklärt PR-Chef Mario Brandmüller die „Zuckerl“ einer virtuellen Besichtigung anhand der Klosterbibliothek.

Zahlreiche Partner

„Ein großer Vorteil dieser Plattform ist, dass man sich mit anderen Kulturstätten gut vernetzen kann. Daher haben wir rasch an einer Weiterentwicklung des Projekts gearbeitet und uns überlegt, diese Vermarktungsplattform auch anderen Kultureinrichtungen zur Verfügung zu stellen. So können Synergien optimal genutzt werden“, so Brandmüller. Stiftsmuseum Admont, Kunstforum Wien, Schloss Kornberg, Burg Hochosterwitz, Stift Rein, Stift Wilten, For Forest, Schloss Tratzberg, Cultourraum Liezen - die Liste der teilnehmenden Einrichtungen wird von Woche zu Woche länger, denn bereits kurz nach Start der Plattform arbeiten das Benediktinerstift und die Softwarespezialisten von LightCyde bereits daran, auch Livestreams und Videos-on-Demand zur Verfügung zu stellen. Einem Kulturabend auf der Couch steht somit nichts mehr im Wege. Künftig soll ein Monatsabo den Zugang zu Kulturfilmen und Serien ermöglichen, die über Amazon Fire TV und Apple TV ausgestrahlt werden.

Cultourraum Liezen

Auf den Zug der Kulturvermittlung ist auch die Bezirkshauptstadt aufgesprungen. „Liezen wird zur Kulturdrehscheibe“, freut sich Bürgermeisterin Roswitha Glashüttner. Auch die Bezirkshauptstadt wird sich an der Kulturplattform cultour.digital beteiligen und will mit diesem Schritt gleichzeitig einen Versuch starten, den Stadtkern nachhaltig zu frequentieren. „Seit 2018 beschäftigen wir uns intensiv mit der Belebung unserer Innenstadt. Nun wollen wir ein digitales Kulturzentrum in unserem Stadtkern umsetzen“, so Glashüttner, die dabei auch auf Leerstandmanagement setzt. Bereits in diesem Jahr soll ein ungenütztes Geschäftslokal zur Kulturstätte adaptiert und mit VR-Brillen ausgestattet werden. Somit sollte es schon bald möglich sein, die Inhalte der Plattform cultour.digital nicht nur von zu Hause aus, sondern auch im sogenannten „Cultourraum Liezen“ dreidimensional konsumieren zu können. „Diese Dreidimensionalität bietet ein besonderes Erlebnis, fast so, als wäre man direkt vor Ort in der jeweiligen Kultureinrichtung“, schwärmt die Bürgermeisterin und weist auf den Mehrwert für Schulen hin: „Ein Angebot, das auch für Bildungseinrichtungen von großem Wert sein wird. Denn damit ist eine völlig neue Art des Unterrichts möglich.“ Zusätzlich will Liezen auch eigene Inhalte produzieren. „Ausgewählte Konzerte, Kabaretts oder Musicals, die bei uns in Liezen live stattfinden, können über die Plattform cultour.digital weltweit abgerufen werden“, erklärt Glashüttner die Kooperation zwischen dem Benediktinerstift und der Bezirkshauptstadt.

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