AMS verzeichnet Arbeitslosen-Ansturm

Die Maschinenfabrik Liezen und Gießerei kündigt Kurzarbeit an. Verantwortlich dafür zeichnen insbesondere unterbrochene Warenströme und das insgesamt global stark verlangsamte Wirtschaftsgeschehen.

Die Corona-Krise hat den Arbeitsmarkt im Bezirk Liezen nahezu in allen Bereichen getroffen. Ein Rekord an Kündigungen und ein großes Interesse an der Covid-19-Kurzarbeit prägen die jüngsten Entwicklungen. Das Arbeitsmarktservice Liezen arbeitet auf Hochtouren an der Existenzsicherung für Tausende Menschen in der Region.
Seit dem Beginn der Ausgangsbeschränkungen aufgrund der Coronavirus-Pandemie gab es vom 15. bis 25. März ein Plus an 2224 registrierten Arbeitslosen als noch in den Tagen zuvor. In Prozenten ausgedrückt ist das eine Steigerung von 122,5 Prozent. „So einen enormen Anstieg der Arbeitslosigkeit und das innerhalb von nur ein paar Tagen, hat es noch nie im Bezirk gegeben“, informiert Helge Röder, Leiter des AMS Liezen. „Seit Ende Februar hat sich die Zahl der arbeitsuchenden Menschen mehr als verdoppelt und wir haben noch nicht einmal das Monatsende erreicht.“
Aktuell sind mit Mittwoch, 25. März, 4040 Personen arbeitslos im Bezirk Liezen gemeldet und bedeuten den höchsten Wert der letzten Jahrzehnte. Aufgrund der Krise gebe es arbeitsuchende Personen verteilt über nahezu alle wirtschaftlichen Bereiche. „Branchen mit saisonalen Schwankungen bei der Beschäftigung, wie speziell im Tourismus, dem Bauwesen und der Arbeitskräfteüberlassung, sind besonders betroffen“, so Röder.
Personal halten statt kündigen
Seit letzter Woche können Unternehmen die neue Covid-19-Kurzarbeitsregelung in Anspruch nehmen und beim AMS beantragen. „Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben bislang bereits über 430 Unternehmen über die neue Covid-19-Kurzarbeit beraten und wir appellieren an alle Unternehmen, das neue Kurzarbeitsmodell zur Sicherung der Beschäftigten zu nutzen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht zu kündigen“, so Liezens AMS-Chef. Zur Anzahl der genauen Kurzarbeitsanträge liegen derzeit noch keine offiziellen Zahlen vor.
Die neue Covid-19-Kurzarbeit bietet nahezu allen Unternehmen die Möglichkeit, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten – und das unabhängig von der Größe des Unternehmens und der Branche. So können Firmen die Arbeitszeit reduzieren, Kündigungen vermeiden und bewährte Fachkräfte im Unternehmen halten. Der Kurzarbeitszeitraum beträgt maximal drei Monate, eine Verlängerung um weitere drei Monate ist möglich, sofern die Krise entsprechend lange anhält. Voraussetzung für die Kurzarbeit ist grundsätzlich eine Vereinbarung mit den Sozialpartnern.
Je nach Notwendigkeit kann eine Kürzung der Arbeitszeit von zehn bis 90 Prozent beantragt werden. Im Durchrechnungszeitraum kann diese sogar phasenweise auf null Prozent gesenkt werden. Das Unternehmen zahlt dann nur die Arbeitszeit, die tatsächlich geleistet wird. Die Kurzarbeitsbeihilfe des AMS garantiert den Betroffenen ein Nettoentgelt von 80 bis 90 Prozent, gestaffelt nach Einkommenshöhe. Die Sozialversicherungsbeiträge des Dienstgebers werden ebenfalls ab dem ersten Monat vom AMS übernommen.
Erste Förderanträge gestellt
Der Andrang auf die neue Covid-19-Kurzarbeit sei enorm und die ersten Förderanträge wären bereits gestellt worden, berichtet das AMS, das sein Team bereits aufgestockt und mit der Abwicklung der unzähligen Anträge gestartet hat. Aufgrund der Vielzahl an Anträgen wird die Bearbeitung und Prüfung der Förderbegehren jedoch einige Tage in Anspruch nehmen.
„Wir kümmern uns so rasch als möglich um alle Anliegen. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind mit vollem Einsatz, unter keinen einfachen Rahmenbedingungen, für die Anliegen unserer Kundinnen und Kunden da. Wir arbeiten mit Hochdruck an der Existenzsicherung aller Anträge und Förderbegehren bzw. an der Beantwortung aller Anfragen. Ein spezieller Dank gilt meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren unermüdlichen Einsatz in den letzten Tagen, die mit ihrer Arbeit für Tausende Menschen in der Region die Existenzsicherung mit Arbeitslosengeld und Kurzarbeit sicherstellen“, bittet Röder um Verständnis.
Auf der Homepage des AMS Steiermark stehen alle wichtigen Informationen und Förderunterlagen zur Covid-19-Kurzarbeit inklusive einem Kurzarbeit-Rechner sowie einem Video als Ausfüllhilfe für die Antragstellung zur Verfügung. Alle Informationen finden Sie unter: www.ams.at/stmk.


MFL kündigt Kurzarbeit an
Auch die steirische Maschinenfabrik Liezen und Gießerei Ges. m. b. H. (MFL) kündigt in Folge der globalen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie Kurzarbeit an: Unterbrochene Warenströme, interne Produktionseinschränkungen aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen und das global stark verlangsamte Wirtschaftsgeschehen mit dem damit verbundenen Auftragsrückgang machen das Modell erforderlich. Gleichzeitig sollen mit dem Überbrückungsinstrument die 700 Arbeitsplätze im Ennstal erhalten bleiben.
„Aus Pflichtbewusstsein gegenüber der Beschäftigung unserer rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben wir uns dazu entschieden, das von der Bundesregierung geschaffene Modell der Kurzarbeit anzumelden. Diese Maßnahme gibt uns die Möglichkeit, die gesamte Belegschaft der MFL – auch angesichts der aktuellen Entwicklungen – weiterhin zu beschäftigen. Wir werden unter massiven Anstrengungen alles dafür tun, um die Arbeitsplätze zu erhalten“, betont MFL-Geschäftsführer Herbert Decker die Auswirkungen auf das steirische Traditionsunternehmen MFL. Eine international brüchige Lieferkette und ein sich abzeichnender massiver Auftragsrückgang machen das Überbrückungsinstrument der Kurzarbeit erforderlich. Damit soll sichergestellt werden, dass der Betrieb unmittelbar nach der Corona-Krise wieder voll aufgenommen werden kann. Konkret wurde für die gesamte Belegschaft mit 1. April Kurzarbeit angemeldet – vorerst für die Dauer von drei Monaten. Das tatsächliche Ausmaß der Kurzarbeit wird auf Basis der tatsächlichen Produktionsauslastung festgelegt werden, wie Geschäftsführer Decker betont: „Ausgehend von der aktuell verhaltenen Kundennachfrage zeichnet sich ein weiter spürbarer Auftragsrückgang in der nahen Zukunft ab, weswegen wir mit dieser Maßnahme reagieren müssen.“ Die Fortsetzung von den aktuellen Projekten und Aufträgen gewährleistet das Unternehmen auch während der anstehenden Phase. „Wir werden auch unter den Rahmenbedingungen der Kurzarbeit die Produktion bestmöglich aufrecht erhalten, um unseren Beitrag zur Aufrechterhaltung des Wirtschaftskreislaufs und zur schonenden Ausschöpfung der öffentlichen Fördermittel verantwortungsbewusst zu leisten“, betont Decker. Wie schon seit Anbeginn der Corona-Krise wird die Produktion auch während der Kurzarbeit natürlich unter den strengen Schutz- und Hygienemaßnahmen fortgesetzt. „Selbstverständlich schützen wir unter den größten Anstrengungen die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – das Wohlergehen hat absoluten Vorrang. Nach wie vor gibt es keinen bekannten Fall in unserem Unternehmen“, bestätigt der MFL-Geschäftsführer. Den außerordentlichen Einsatz des gesamten Teams angesichts der aktuellen Situation streicht Decker besonders hervor: „Jeder und jede Einzelne unserer Belegschaft bewältigt im Moment Außergewöhnliches und leistet damit einen massiven Beitrag zum Fortbestand unseres Unternehmens. Das verdient höchsten Respekt.“

AHT beantragt Kurzarbeit
Auch der international tätige Hersteller von gewerblichen Kühl- und Tiefkühlsystemen AHT Cooling Systems reagiert nun auf die Corona-Situation. Man möchte die Beschäftigung des gesamten AHT-Teams, davon über 1000 Mitarbeiter am Hauptsitz in Rottenmann, in der aktuellen Corona-Situation bestmöglich schützen und mit 1. April 2020 auf das von der österreichischen Bundesregierung kürzlich beschlossene Kurzarbeitszeitmodell mit einer vorübergehenden Reduktion der Arbeitszeit auf 70 Prozent setzen, heißt es in einer Pressemitteilung.
Die AHT-Gruppe generierte zuletzt einen Jahresumsatz von 467 Millionen Euro, davon gut 98 Prozent außerhalb Österreichs. Erfolgskritische Faktoren entlang der gesamten Lieferkette sowie Investitionsentscheidungen der weltweit tätigen Kunden können aktuell weder beeinflusst noch prognostiziert werden. Deshalb wird die Lage in der Rottenmanner AHT-Zentrale im Rahmen einer speziell installierten Taskforce einerseits hinsichtlich des laufenden Gesundheitsschutzes der Belegschaft, andererseits auch in Anbetracht der Sicherung der Arbeitsplätze und Aufrechterhaltung der Produktion täglich neu evaluiert. Die Produktion wird aktuell mit einem angepassten Schichtmodell aufrecht erhalten. Eine Vollauslastung ist derzeit nicht gegeben und eine kurzfristige Veränderung der Situation ist nicht absehbar.
In einem Gespräch zwischen Geschäftsführung und Betriebsräte wurde im beidseitigen Einverständnis der Antrag auf vorübergehende Kurzarbeit beschlossen, kommuniziert das Unternehmen. Das geplante Ergebnis: Mit 1. April 2020 soll die bisherige Arbeitszeit der Arbeiter und Angestellten der AHT für insgesamt drei Monate auf 70 Prozent reduziert werden. Der Prozess der Beantragung der Kurzarbeit ist gestartet und der Bescheid der Behörde zum aktuellen Zeitpunkt noch ausständig. „Über 1600 tatkräftige Menschen investieren weltweit tagtäglich ihre Energie in den Erfolg von AHT. Ich habe in den letzten Wochen viele Momente und Taten erlebt, die von einem starken Zusammenhalt geprägt waren. Vielen Dank für diesen besonderen Einsatz an das gesamte AHT-Team. Hervorzuheben ist auch der Vor-Ort-Einsatz unserer Mitarbeiter der Produktion, welche unter Einhaltung von Sicherheits- und Gesundheitsschutzvorkehrungen essentielle Arbeit zur Erhaltung des Betriebs leisten. Wir sehen es als unsere Pflicht und erste Priorität, die Gesundheit unserer Mitarbeiter nach bestem Wissen und Gewissen zu schützen. Mit der Maßnahme der geplanten Reduzierung der Arbeitszeit wollen wir zusätzlich auch bestehende Arbeitsverhältnisse sichern. Deshalb bitten wir unsere Mitarbeiter und ihre Familien um Verständnis für die Entscheidung zur Beantragung der Kurzarbeit. Eine notwendige Maßnahme, um alle Arbeitsverhältnisse angesichts der aktuellen Bedingungen aufrechterhalten zu können. Eine Maßnahme im Sinne unseres gesamten Teams. Wir müssen nun alle an einem Strang ziehen“, erklärt Martin Krutz, CEO AHT Cooling Systems GmbH.

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