„Bäck’n Hansl soll wieder auferstehen“
10.10.2025 RegionalesDer Neustart vor vier Jahren war durchwachsen. Nun nimmt die Sanierung des Traditionsgasthofs in Öblarn mit neuer Gesellschafterstruktur Gestalt an.
Die Sitzgelegenheiten sind längst entfernt, zersprungene Fensterscheiben notdürftig mit Holz verschlagen und ...
Der Neustart vor vier Jahren war durchwachsen. Nun nimmt die Sanierung des Traditionsgasthofs in Öblarn mit neuer Gesellschafterstruktur Gestalt an.
Die Sitzgelegenheiten sind längst entfernt, zersprungene Fensterscheiben notdürftig mit Holz verschlagen und ein desolater Vorbau musste aus Sicherheitsgründen weggerissen werden. Im einstigen Gastgarten wuchern Gräser, Stauden und Sträucher, selbst das nostalgischkitschige Edelweiß hat man von der blauen Fassade abmontiert. Einzig die Aufschrift „Gasthof zum Bäck‘n Hansl“ erinnert an bessere Zeiten. Über viele Jahrzehnte war das Gasthaus Treffpunkt in Öblarn und in der „Grimmingdiele“ schlug sich nicht nur die Öblarner Jugend die Nächte um die Ohren.
Mediale Aufmerksamkeit
Ende 2020 schloss das Traditionshaus seine Gasthaustür. Eine Investorengruppe aus Öblarnern, dem Salzburger Immobilienentwickler Ferstl und dem umtriebigen, aus den Niederlanden stammenden Bauträger Ralph van Kollenburg erwarb die Liegenschaft. Letzterer war erst vor wenigen Monaten in den Schlagzeilen, weil einige seiner Betreibergesellschaften Konkurs anmelden mussten (wir berichteten). Als die Pläne für das Bäck‘n Hansl über die Online-Plattform willhaben bekannt wurden, gingen die Wogen in Öblarn hoch. Die Zimmer sowie der angrenzende Stall sollten zu Apartments umgebaut und mittels Buyto-Let verkauft werden. Besonders brisant waren die Gesellschaftsanteile des Bürgermeisters und weiterer Gemeinderatsmandatare. Es formierte sich ein Bürgerforum, Öblarn war österreichweit in den Medien vertreten und selbst die ORF-Sendung „Am Schauplatz“ machte Halt in der Festspielgemeinde.
Neustart mit „großem Seiltanz“
Seither hat sich die Projektgesellschaft neu formiert und neue Pläne entwickelt. Ferstl, Kollenburg sowie Kommunalpolitiker haben ihre Anteile abgestoßen. Mit Paul-Josef Colloredo-Mannsfeld und Familie Albers ist die Immobilie in Öblarner Hand. Die Planung war ein „großer Seiltanz“, wie Colloredo-Mannsfeld im Gespräch mit dem „Ennstaler“ verrät. Nun soll eine abgespeckte Version des ursprünglichen Vorhabens zur Umsetzung kommen. Von den 27 Apartments sowie der Tiefgarage hat man sich verabschiedet, das Nebengebäude wird vorerst nicht angegriffen. Die Kubatur bleibt gleich, einzig das Dachgeschoß wird ausgebaut. In Summe stehen neun Wohnungen zum Verkauf. Im Erdgeschoß soll wieder eine Gastwirtschaft ihren Betrieb aufnehmen. „Die Sanierung ist mit gewaltigen Kosten verbunden. Kostendeckend geht sich das nicht aus“, sagt Geschäftsführer und Miteigentümer Paul-Josef Colloredo-Mannsfeld. „Wir können keine Verkaufspreise erzielen, wie sie in Schladming üblich sind. Die Baukosten sind aber hüben wie drüben die gleichen.“ Dennoch möchte man das Projekt umsetzen. Der Verkaufspreis pro Quadratmeter liegt zwischen 5000 und 6000 Euro, die Gesamtkosten schätzt Colloredo-Mannsfeld auf knapp drei Millionen Euro.
Marktbürger verpachten Gaststätte
Die Bauverhandlung hat exakt vor einem Jahr, Anfang Oktober 2024, stattgefunden. „Der Baustart könnte schon im kommenden Frühjahr erfolgen. Voraussetzung ist ein gewisser Vorverwertungsgrad bei den Wohnungen“, sagt Colloredo-Mannsfeld. Die Wohnungen stehen in Kürze zum Verkauf. Möglich sind dort Hauptwohnsitze ebenso wie Zweitwohnsitze oder eine touristische Vermietung. Einen Käufer für die Gastwirtschaft hat man mit der Marktbürgerschaft Öblarn bereits gefunden. Das ursprünglich als Verein gegründete Konsortium aus einer Gruppe von Öblarnern wird in eine GmbH überführt. Als Gesellschafter treten „sehr aktive Vereinsmitglieder“ auf, wer das genau ist, ist noch nicht offiziell. Die Marktbürgerschaft wird die Gastwirtschaft verpachten. Dort ist man guter Dinge, dass sich jemand findet. Jedenfalls sei es „dringend an der Zeit, dass das Bäck‘n Hansl wieder aufersteht“, spricht Colloredo-Mannsfeld vielen Öblarnern aus der Seele.

