Während die aufgeschnürten Lohnverhandlungen im Handel für Spannung sorgen, schlägt mit dem Lohnabschluss bei der Wirtschaftskammer eine Bombe ein. Es ist mehr als unverständlich, dass in Zeiten des großen Spardruckes und der Lohnzurückhaltung die ...
Während die aufgeschnürten Lohnverhandlungen im Handel für Spannung sorgen, schlägt mit dem Lohnabschluss bei der Wirtschaftskammer eine Bombe ein. Es ist mehr als unverständlich, dass in Zeiten des großen Spardruckes und der Lohnzurückhaltung die Standesvertretung der Unternehmer eine Lohnerhöhung um 4,2 % und damit weit über der Inflation beschließt. Auch wenn der Weg zur Lohnfindung plausibel ist, hätte man sich in diesem Jahr mehr Augenmaß erwartet.
Immerhin gibt es heuer zahlreiche Abschlüsse unter der Inflation, was bei einer genaueren Betrachtung der Benjaformel auch logisch ist: Sie gesagt ja, dass die Arbeitnehmer die Inflation plus einen Anteil am Produktivitätswachstum erhalten sollten. Und nachdem die Produktivität in Österreich seit Jahren sinkt, ist eben auch dieser Anteil negativ. Diese Sichtweise hat sich immerhin auch bei den Beamtenlohnverhandlungen durchgesetzt. Warum das für die Unternehmensvertretung nicht möglich sein soll, bleibt schleierhaft. Und wie die Arbeitgeber bei den Verhandlungen im Handel einen günstigen Abschluss erzielen wollen, wenn sie gleichzeitig ihre eigenen Mitarbeiter großzügig bedienen, ist ohnehin schleierhaft.
Auch wenn in Österreich nicht einmal die Standesvertretung der Unternehmen den Ernst der Lage zu erkennen scheint, reichte der öffentliche Druck doch aus, um den Abschluss noch auf 2,1 % zu halbieren. Das ist ein vernünftiger Wert und passt jetzt auch in das Gesamtbild. Freilich bleibt trotz allem der schale Beigeschmack, dass man selber nicht auf die Idee gekommen wäre, einen zeitgemä- ßen Abschluss herbeizuführen.
Franz Wallig